11.05.2020

Niedrige Wohnnebenkosten in Mainz

Große Unterschiede zwischen Landeshauptstädten

In Mainz sind die staatlich veranlassten Wohnnebenkosten im Vergleich aller 16 Landeshauptstädte am niedrigsten, das ergab eine Erhebung des Steuerzahlerbundes. Am teuersten wohnt es sich dagegen im Westteil Berlins. Für den BdSt-Vergleich wurden die wichtigsten Wohnnebenkosten für einen standardisierten Haushalt betrachtet.

Mainz ist mit 1.424 Euro im Jahr für Wohnnebenkosten die günstigste Landeshauptstadt. Am teuersten ist Berlin (West) mit 2.280 Euro. Verglichen wurden Wasser- und Abwassergebühren sowie Niederschlagswassergebühren, Abfallgebühren, der Rundfunkbeitrag und die Grundsteuer. Zugrunde gelegt ist ein standardisierter 3-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus am Stadtrand.

Gegenüber dem Vorjahr änderten sich in Mainz die Abgaben nicht. In fünf Landeshauptstädten fielen die Wohnnebenkosten, in sieben wurde es für die Bürger teurer. In Stuttgart war der Anstieg mit 155 Euro auf 1.880 Euro am höchsten, was allerdings auf einem Sondereffekt beruhte – denn für ein Jahr senkte Stuttgart die Grundsteuer. Ohne diesen wären in Stuttgart die untersuchten Wohnnebenkosten um rund 26 Euro gestiegen, wodurch die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover mit knapp 78 Euro die höchsten Mehrkosten verursacht hätte (auf 1.960 Euro). Immerhin wurde es für die Bremer Bürger etwas günstiger, ihre Belastung sank um 37 Euro. Dennoch hat die Hansestadt mit 2.163 Euro die dritthöchsten Wohnnebenkosten im Hauptstadt-Vergleich.

In Mainz ist die Grundsteuer mit rund 404 Euro im Jahr der Posten mit der höchsten Einzelbelastung. Darauf folgt die Wassergebühr, die für den Beispiel-Haushalt bei genau 350,84 Euro für 132 m³ Trinkwasser, dem Durchschnittsverbrauch von drei Personen, liegt. Daneben fallen 184,80 Euro für Abwasser an sowie eine verbrauchsunabhängige Gebühr für Niederschlagswasser von 78 Euro. Diese richtet sich nach der versiegelten Grundstücksfläche (z. B. Hausdach und Garagen). Die Abfallgebühren schlagen mit 196 Euro zu Buche. Bundesweit einheitlich ist der Rundfunkbeitrag, der aktuell noch bei jährlich 210 Euro liegt.

BdSt-Fazit

Mainz ist mit staatlichen Wohnnebenkosten von 1.424 Euro im Jahr für einen standardisierten 3-Personen-Haushalt die günstigste aller Landeshauptstädte. Keine der betrachteten Abgaben ist in Mainz höher als im Durchschnitt. Das ist erfreulich. Dennoch stellen auch in Mainz Steuern und Abgaben auf das Wohnen eine 13. Monatsmiete dar – oder gehen sogar darüber hinaus. Vor allem die Grundsteuer belastet Eigentümer wie Mieter sehr und ist der Posten mit der höchsten Einzelbelastung im BdSt-Vergleich der Wohnnebenkosten.

Darin lauert eine doppelte Gefahr: Zum einen könnten Kommunalpolitiker auf die Idee kommen, coronabedingte Einnahmeausfälle durch die Grundsteuer auszugleichen. Für Kommunen wäre eine Grundsteuer-Erhöhung leicht umzusetzen. Zum anderen droht die anstehende Grundsteuer-Reform zur Kostenspirale für alle Haus- und Wohnungsbesitzer zu werden, sollte sich das Reformmodell von Bundesfinanzminister Olaf Scholz in Rheinland-Pfalz wirklich durchsetzen. Es ist kompliziert zu berechnen und führt bei steigenden Immobilienpreisen letztlich zu höheren Steuern. Hingegen plädiert der Steuerzahlerbund für ein einfaches, wertunabhängiges Flächenmodell.

Im Ergebnis zeigt der Wohnnebenkostenvergleich die vielen Stellschrauben auf, mit denen der Staat die Wohnkosten beeinflusst. Wenn Politiker und Parteien bezahlbares Wohnen fordern, müssen sie sich auch fragen, wie der Staat dazu beitragen kann.

Hinweis: Den gesamten Wohnnebenkosten-Vergleich 2020 können Sie sich HIER als pdf-Datei herunterladen (ca. 1,8 MB groß!).

BdSt-Grafik: Gegenübergestellt sind die betrachteten Wohnnebenkosten für die Stadt Mainz und der Durchschnitt der 16 Landeshauptstädte.

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