09.06.2015

Image-Politur oder Makulatur?

Unnötige Fachkräftekampagne des Landes

Seit Ende Januar läuft die Werbekampagne „Rheinland-Pfalz für Fachkräfte“, die nur schwer zu übersehen ist. Auf Plakaten, durch Buswerbung, im Radio, im Internet und durch eine Infotour will die Landesregierung um junge, gut ausgebildete Menschen aus dem In- und Ausland werben. Rund zwei Mio. Euro kostet die Steuerzahler diese Aktion. Doch geht es hierbei wirklich nur um Fachkräfte?

„Morgens ins Detail gehen, abends ins große Ganze“ lautet ein Spruch auf einem Plakat, das eine junge Chemielaborantin einmal mit Reagenzglas, einmal vor einem Weinberg zeigt. Das ist eines von fünf Werbemotiven, die an vielen exponierten Stellen zu finden sind. Das offizielle Ziel ist klar: Die Landesregierung will Fachkräfte aus dem In- und Ausland nach Rheinland-Pfalz locken. Allerdings mutet es recht seltsam an, dass die Fachkräftekampagne ausgerechnet in Rheinland-Pfalz ihren Start gefunden und auch dort bislang ihren Schwerpunkt hat.

Mittlerweile gibt es auch eine achtsprachige Homepage – neben deutsch und englisch u.a. auch in polnisch, russisch und türkisch. Stolz verweist die Staatskanzlei zudem auf den ersten internationalen Auftritt in Madrid im März. Doch der Werbeetat von zwei Mio. Euro lässt wohl außerhalb von Rheinland-Pfalz keine großen Werbeaktionen zu. Wie also sollen z.B. Fachkräfte aus Russland oder der Türkei im nennenswerten Umfang überhaupt auf diese Homepage oder Rheinland-Pfalz aufmerksam werden?

Doch selbst wenn die Zielgruppe medial erreicht werden könnte, ist es höchst fraglich, ob die Image-Politur der Landesregierung tatsächlich eine Wirkung auf deren Arbeitsortwahl hätte. Schließlich sind es eher Kriterien wie offene Stellen, Aufstiegsmöglichkeiten, Verdienst, persönliche Bindungen, Sprachkenntnisse, Wohnungssituation und Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung, welche am Ende den Ausschlag geben. Dass sich gerade gut ausgebildete Fachkräfte von Werbeplakaten und Radiospots beeinflussen lassen, ist etwas naiv gedacht.

Die Staatskanzlei betont in ihrer Antwort gegenüber dem BdSt, dass mit dieser Kampagne u.a. gezeigt werden soll, dass Rheinland-Pfalz ein „Wirtschaftsstandort auf hohem Niveau“ sei, ein „hervorragendes Bildungs-und Betreuungssystem“ habe und es „hervorragende berufliche Möglichkeiten“ gebe. Insofern stellt sich ein Jahr vor der Landtagswahl die Frage, ob die Zielgruppe der Werbekampagne tatsächlich ausländische Fachkräfte oder nicht eher die Wähler in Rheinland-Pfalz sind. Das im Vorfeld einer Landtagswahl die kostspielige Öffentlichkeitsarbeit der Regierung auf Hochtouren läuft, ist leider nichts Neues.

Foto: Sell/Staatskanzlei RLP, Bildergalerie rlp