Bad Dürkheim übernimmt defizitäre ThermeKommt ein teurer Neubau?
Kommt ein teurer Neubau?
Die Stadt Bad Dürkheim wollte die Entscheidung des Landes so nicht hinnehmen und springt nun selbst in die Bresche. Sämtliche Gesellschafteranteile des Landes und des Landkreises an der Staatsbad Bad Dürkheim GmbH werden zum 1. Januar 2016 von der Stadt übernommen. Laut Presseberichten zahlt Bad Dürkheim dafür 16.000 Euro. Im Zuge der kompletten Gesellschafts-Übernahme übernimmt die Stadt nicht nur den Betrieb der Thermenanlage, sondern erwirbt auch die Grundstücke, auf denen u.a. die Brunnenhalle samt Kneippanlage und zwei Thermalquellen liegen. Für die Übernahme von Mitarbeitern der Staatsbad-Gesellschaft erhält die Stadt vom Land fast 1,1 Mio. Euro als Ausgleichszahlung.
Den Betrieb der Therme will die Stadt nun für drei Jahre sichern. In dieser Zeit soll eine neue Therme errichtet werden. Außerdem sollen diverse Gesundheitseinrichtungen auf dem Gelände des Freizeitbades „Salinarium“ errichtet werden, dass von den Stadtwerken betrieben wird. Ein Architektenwettbewerb ist bereits im Gange. Erste Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen, auf deren Basis dann das weitere Vorgehen beschlossen werden soll. Wie viel all das kosten wird, steht noch nicht fest. Doch die grobe Größenordnung soll bei bis zu 20 Mio. Euro liegen. Das Land Rheinland-Pfalz hat bereits einen Zuschuss in Höhe von 11,1 Mio. Euro fest zugesagt.
Doch wie wirtschaftlich sind die Entscheidungen der Stadt? An Versuchen, die Bad Dürkheimer Therme zu privatisieren, hat es nicht gefehlt. Von 2010 bis 2013 wurde europaweit nach einem Investor gesucht, aber letztlich keiner gefunden. Angesichts der hohen Defizite verwundert das nicht. In den vergangenen 15 Jahren hat die Staatsbad-Gesellschaft im Durchschnitt ein jährliches Minus von über einer Mio. Euro generiert. Selbst optimistische Schätzungen gehen nun von einem Defizit in Höhe von rund 500.000 Euro pro Jahr zulasten der Stadt aus. Auch die Besucherzahler lassen wenig Gutes hoffen. Im Jahr 2013 haben gerademal knapp 50.000 Personen das Thermalbad besucht, dagegen waren es im von den Stadtwerken betriebenen Freizeitbad rund 350.000 Besucher. Mit den Füßen haben die Gäste also schon längst eindeutig abgestimmt.
BdSt-Fazit
Aus Steuerzahlersicht hat zumindest das Land Rheinland-Pfalz alles richtig gemacht. Der Betrieb der Staatsbad Bad Dürkheim GmbH war wirtschaftlich nicht mehr zu rechtfertigen, daher war die geplante Liquidation völlig vernünftig. Anders sieht es bei der Stadt Bad Dürkheim aus. Es ist bemerkenswert, dass anfänglich selbst eine Verlustbeteiligung abgelehnt wurde und dann auf einmal das ganze Staatsbad-Unternehmen gekauft wird. Inwieweit der Heilbad-Status der Stadt konkret durch die drohende Schließung der Therme gefährdet war, ist offen geblieben. Schließlich gibt es noch das städtische Freizeitbad „Salinarium“ und ein Angebot an privaten Kur-, Bäder- und Wellnesseinrichtungen. Auch hätte es der Stadt zu denken geben sollen, dass in jahrelanger Suche kein privater Thermen-Betreiber gefunden werden konnte. Ob der angestrebte Neubau der Kurtherme zu einer wundersamen Genesung der tiefroten Bilanz führen kann, ist sehr zweifelhaft. Sollten eventuelle Besuchergewinne auf Kosten der anderen Bäder gehen, wäre Bad Dürkheim unter dem Strich auch nicht geholfen.