18.02.2015

Privatisierung soll Flughafen Hahn stärken

Gastbeitrag von Dr. Salvatore Barbaro (Flughafen Hahn-Aufsichtsratsvorsitzender)

Das Konversionsprojekt Flughafen Frankfurt-Hahn wird betriebswirtschaftlich neu aufgestellt, Ziel ist eine Privatisierung. Deswegen wurde er zum Beginn des Jahres 2015 durch das Land Rheinland-Pfalz von Konversionslasten befreit. Er wird spätestens zum Jahr 2024 in der Lage sein, wirtschaftlich zu bestehen.

Zentrale Maßnahmen des Gesellschafters Rheinland-Pfalz sind die Umwandlung von Landesdarlehen in Höhe von 121,9 Mio. Euro in Eigenkapital und die Übernahme von ehemals militärisch genutzten Flächen durch den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Die Flughafengesellschaft FFHG arbeitet schon länger an der Kostensenkung und der strategischen Neuausrichtung. Gemeinsam wollen die Gesellschafter Rheinland-Pfalz und Hessen die neu aufgestellte Flughafengesellschaft FFHG nun an einen Privaten verkaufen.

Die Regionalflughäfen in Europa stehen vor dem Umbruch. In den 90er Jahren im Zeichen der zivil-militärischen Konversion und des Booms der Low-Cost-Fluggesellschaften entstanden, sind diese Flughäfen in fast allen Fällen nicht in der Lage, ihre Kosten vollständig zu decken. Neue Regeln der EU zwingen die Flughäfen dazu, bis 2024 eine schwarze Null zu erreichen. Für die Übergangszeit bleiben eng begrenzt Zuschüsse für Betriebskosten möglich. Auch in der Zukunft können Aufgaben für die öffentliche Sicherheit durch den Staat finanziert sowie Zuwendungen für Investitionen geleistet werden. Mit diesen Regeln erkennt die EU die große regionalwirtschaftliche Bedeutung von Regionalflughäfen wie Frankfurt-Hahn an.

Um das Engagement des Landes für den Flughafen richtig einschätzen zu können, muss man sich die Ausgangssituation zu Beginn der 90er Jahren vor Augen führen. Die US-Airbase Hahn war bereits vor dem Ende des Kalten Krieges ein entscheidender Arbeitgeber im Hunsrück. Um den Flughafen Hahn lebten bis zu 13.000 Militärangehörige und deren Familienmitglieder. Durch den Weggang der Amerikaner drohte ein wirtschaftlicher Kristallisationspunkt der Region verloren zu gehen.

Die Entscheidung, den Flugbetrieb einer zivilen Nutzung zuzuführen, erwies sich als Jobmotor in der sonst eher strukturschwachen Hunsrück-Region. So siedelten sich am Standort bisher 60 Firmen an, rund 2.300 Arbeitsplätze konnten geschaffen werden. Insgesamt sind rund 10.000 Arbeitsplätze mit der Präsenz des Flughafens verknüpft. Der Flughafen selbst wuchs zum fünftgrößten Fracht- und zehntgrößten Passagierflughafen Deutschlands. Auch weiterhin gilt deshalb: Die Landesregierung steht aus regionalökonomischen Gründen zu diesem Flughafen. Fakt ist aber auch, dass die finanzielle Unterstützung in den nächsten Jahren stetig nach unten geführt werden muss. Denn einen dauerhaft verlustträchtigen Flughafen kann und wird sich das Land nicht leisten.

Maßnahmen des Landes

Wir wollen die mit dem Flughafen verbundenen Chancen nutzen. Die Landesregierung setzt daher ein Maßnahmenpaket aus mehreren Säulen um. Säule 1: Ab dem 01.01.2015 kümmert sich der Immobilienspezialist LBB um die Sanierung und Vermarktung der 165 ha großen „Konversionsflächen“. Denn die Verwaltung von Grundstücken und Gebäuden gehört nicht zum Kerngeschäft einer Flughafengesellschaft. Die FFHG wird dadurch pro Jahr um Kosten von rund 1,2 Mio. Euro entlastet.

Säule 2: Die FFHG musste in der Vergangenheit Investitionen durch Kredite finanzieren, die europaweit bei anderen Flughäfen durch den Staat getragen worden sind. Um die Wettbewerbsbedingungen für den Flughafen anzugleichen, erfolgte die Umwandlung dieser Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital. Diese Eigenkapitalausstattung hat die EU bis zu einem Betrag von 121,9 Mio. Euro genehmigt. Jährlich entsteht durch diesen Schritt eine Einsparung von rund zwei Millionen Euro. Eine weitere Entlastung in Höhe von etwa 2,5 Mio. Euro jährlich tritt durch eine Sonderabschreibung ein.

Säule 3: Der Aufsichtsrat hat bereits im Jahr 2013 ein 70 Einzelmaßnahmen umfassendes Sanierungskonzept beschlossen. Hierzu gehört ein Personalabbau von 100 Stellen. Im Jahr 2014 konnte bereits eine Ergebnisverbesserung von rund 4 Mio. Euro erreicht werden. Es bedarf aber noch harter Arbeit, um das Konzept umzusetzen und zusätzliche Kostensenkungsprojekte zu entwickeln. In jedem Fall wird der Flughafen an dem Personalabbau festhalten.

Säule 4: Wichtigster Punkt ist die Neuorientierung der FFHG am Markt. Denn: Die meisten Regionalflughäfen in Deutschland werden den Zeitraum bis zum Jahr 2024 wirtschaftlich kaum überleben können. Im Gegensatz zu vielen anderen Flughäfen hat der Hahn eine hervorragende Ausgangslage für eine dauerhafte Positionierung am Markt. Er liegt aus logistischer Sicht hervorragend zwischen großen europäischen Ballungsräumen, besitzt eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis und eine Start- und Landebahn, auf der auch sehr große Fracht- und Passagiermaschinen landen können. Durch kurze Wege entstehen erhebliche Zeitersparnisse. Dies gilt gleichermaßen für den Passagier- wie auch Frachtverkehr. Gerade die Schnelligkeit des Warenumschlags ist von besonderer Bedeutung. Ein weiterer Pluspunkt: Die Bevölkerung in der Region setzt sich für den Flughafen ein – ein nicht zu unterschätzender Punkt in Zeiten, in denen Fluglärm nicht ohne Grund immer kritischer gesehen wird.

Selbstverständlich gibt es auf dem Weg hin zur Privatisierung Risiken. Diese müssen wir im Auge behalten und die Unternehmensstrategie daran ausrichten. Für einen Privaten ist der Flughafen durch das Maßnahmenpaket deutlich attraktiver geworden. Für Private ist der „Hahn“ aus einem weiteren Grund interessant. Nirgendwo in Europa dürfte es an einem Flughafen so große Flächen für eine zukünftige gewerbliche Nutzung geben. Ob in Frankfurt, Amsterdam oder Köln-Bonn – nirgendwo findet man attraktive Flächen in der Nähe einer Start- und Landebahn, die auch noch 24 Stunden am Tag betrieben werden kann. Der Hahn wird fliegen. Dafür sind die Steuergelder gut und verantwortungsvoll eingesetzt.