22.11.2016

Überflüssiges Tourist-Info-Zentrum in Hauenstein

Besucher bleiben aus

Die Verbandsgemeinde Hauenstein ist stolz auf das energieautarke Tourist-Info-Zentrum Pfälzerwald. Rund 650.000 Euro wurden für den Bau ausgegeben. Schon zweimal musste das neue Gebäude nachgerüstet werden. Kostenpunkt: 17.000 Euro.

Die ca. 9.000 Einwohner große Verbandsgemeinde Hauenstein liegt im Süden der Pfalz und inmitten des Pfälzerwaldes. Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland. Im Mai 2014 wurde das Tourist-Info-Zentrum Pfälzerwald in Hauenstein eröffnet. Ziel der Verbandsgemeinde war und ist es, die „Urlaubsregion Hauenstein“ besser zu vermarkten. Touristen können sich dort über Angebote des Naturparks Pfälzerwald und der angrenzenden Regionen informieren. Die Verbandsgemeinde erhofft sich durch das Tourist-Info-Zentrum jährlich 3,5 Mio. Euro an zusätzlicher Wertschöpfung. Bei der Wertschöpfung orientiert sich die Verbandsgemeinde jedoch an Zahlen von 1994 bis 1996. Zu Beginn sollte das Tourist-Info-Zentrum auch von der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland mitbetrieben werden. Vor allem die Personalkosten wollten sich die Verbandsgemeinden teilen. Allerdings wurde die Kooperation sofort in 2014 aufgegeben und bis heute konnten sich die Partner nicht einigen. Seitdem schultert Hauenstein den Betrieb alleine. Als wichtigen Grund für die Aufgabe der Kooperation nennt die Verbandsgemeinde, dass die jeweiligen Interessen zu weit voneinander entfernt lagen.

Die Kosten für den Bau des Tourist-Info-Zentrums Pfälzerwald lagen bei 650.000 Euro. Das Tourist-Info-Zentrum wurde energieautark und klimaneutral errichtet. Durch diese Bauweise fallen die jährlichen Betriebskosten gering aus, etwa 1.280 Euro. Deutlich höher sind allerdings die Personalkosten in Höhe von 117.000 Euro. Beim Bau des Gebäudes verzichtete die Verbandsgemeinde aus Kostengründen auf eine Klimatisierung der Räume. Doch schon nach einem Jahr erwies sich das als Fehler. Das Thermometer stieg im Tourist-Info-Zentrum in den Sommermonaten auf  über 30 Grad Celsius. Die Verbandsgemeinde empfand dies als unzumutbar für die Mitarbeiter und Urlaubsgäste. Deshalb beschloss der Gemeinderat im vergangenen Jahr den Einbau von zu öffnenden Oberlichtern an allen Fensterelementen und über der Eingangstür. Die Kosten für die Nachrüstung lagen bei 9.330 Euro. Doch leider führten die Oberlichter nicht zur gewünschten Abkühlung. Deshalb wurde in diesem Jahr zusätzlich eine Klimaanlage installiert, damit verbunden waren weitere 8.000 Euro an Kosten. Man darf nun hoffen, dass es nicht zu weiteren teuren Nachbesserungen kommt.

BdSt-Fazit:

Die Verbandsgemeinde hofft mit einem überteuerten Tourist-Info-Zentrum auf mehr Besucher. Die Deutschen machen immer öfter Urlaub im eigenen Land. Doch der Pfälzerwald gehört nicht zu den Topzielen. Die Zahlen zeigen, dass auch ein Besucherzentrum nicht mehr Touristen anlocken konnte. Urlauber werden sich wohl kaum wegen dem örtlichen Tourist-Info-Zentrum dafür entscheiden, den Ort Hauenstein zu besuchen. Mit Attraktionen lassen sich Besucher locken, nicht mit klimaneutralen Gebäuden, in denen kostenlose Broschüren liegen. Hinzu kommt, dass das Tourist-Info-Zentrum unüberlegt gebaut, an der falschen Stelle gespart und nun nachgebessert wurde. Die Kosten dafür trägt der Steuerzahler. Die Verbandsgemeinde rühmt sich damit, ein bilanziell energieautarkes und klimaneutrales Besucherzentrum errichtet zu haben. Günstiger wäre es allerdings gewesen, auf das Tourist-Info-Zentrum komplett zu verzichten.

Foto: Stephanie Ser

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